Einmal Delta und zurück
Ich sitze gerade im Zug, als ich den ersten Text für diesen Blog schreibe. Nicht in der Transsibirischen Eisenbahn auf dem Weg nach Peking, sondern in der Belgischen Bahn nach Kortrijk, die sogleich in Roeselare Halt machen wird. Von dort nehme ich den Bus Nummer 6, fahre noch weitere 20 Minuten und sollte dann am Ende jener für nicht viel mehr als Bier bekannten belgischen Kleinstadt angelangt sein. Dort befindet sich, laut belgischem Sportjournalistenverband, die einzige von der chinesischen Botschaft beglaubigte PCR-Teststelle in Belgien in einem Krankenhaus, das schon vor Corona Delta hieß. In meinem Zugabteil habe ich sämtliche Fenster geöffnet, um jedes doch noch verbleibende Coronavirus-Partikel auf die weiten, mit Raureif belegten Felder zu entlassen. Als die Schaffnerin kommt, um mich zu kontrollieren, bietet sie mir an, in den nächsten Wagen zu gehen. Da würde die Heizung besser funktionieren. Ich lehne dankend ab.
Ich kann nicht sagen, ob ich mich auf die Winterspiele freue. Seit einigen Tagen fühle ich mich etwas erschöpft. Mehrmals war ich kurz davor, diese überteuerte Reise nach Peking abzusagen. Erst ging mein Telefon kaputt, dann ertränkte ich meinen Laptop in Tee, dann wurde mein Flug nach Peking abgesagt und letztlich doch nur umgebucht. Gleich wird ein Wattestäbchen in meiner Nase stecken. Findet es nichts, dann gibt es kein zurück mehr.
Auch nicht für diesen Blog, an dessen Berliner Ende Lars sitzt und beobachtet, was aus dem Raumschiff Olympia über die “große Mauer” schwappt.
Vor vier Jahren, bei den letzten Winterspielen, sind diese Bilder entstanden. Damals liefen Nord- und Südkorea unter gemeinsamer Flagge ins Stadion von Pyeongchang. Man munkelte, Thomas Bach könnte den Friedensnobelpreis gewinnen. Es blieb dann doch nur beim Munkeln.
Was werde ich diesmal sehen? Sind es andere Bilder, so wie Lars sie in seinem Aufschlag nennt? Und wenn sie denn anders sind: Anders als was eigentlich? Anders, als die anderen “Sportfotos”? Anders als die Wirklichkeit? Eine andere Wirklichkeit? Werde ich zeigen können, was ich sehen werde oder nur ahnen lassen, was zu zeigen wäre? Und wie wird Lars, 7.356,99 Kilometer Luftlinie weiter westlich, meine Bildern lesen?